Unsere Tiere – einzigartig und unersetzlich
Jede Bauernhoftierart hat entsprechend ihrer Herkunft und Sinnesleistungen artspezifische Stärken und Fähigkeiten: Die intelligenten Ziegen eignen sich besonders für mutige, aktive Klienten*innen während Hühner eine beruhigende Wirkung auf Kinder mit ADHS haben können. Die neugierigen und agilen Minischweine muntern müde Menschen auf.
Entscheidend bei der Auswahl des geeigneten Tieres ist jedoch nicht allein die Tierart, sondern auch das Tierindividuum.
Denn jedes Tier hat, wie jeder einzelne Mensch auch, unterschiedliche individuelle Fähigkeiten, Stärken und Talente, sprich ein spezielles Wesen und eine einzigartige Persönlichkeit, wie die einzelnen Tiergeschichten zeigen.
Unsere tierischen Co-Therapeuten
Kuh Paula
Ruhe und Rhythmus erleben
Alter: 15 Jahre
Rasse:
Charakter: Gelassen, rhythmisch, kraftvoll
Einsatzbereiche: Förderung von Körperwahrnehmung, Koordination und sozialem Lernen
Paula ist eine erfahrene Kuh, die durch ihre ruhige und ausgeglichene Art besonders auf Kinder mit körperlichen Einschränkungen wirkt. Ihre gemächlichen Bewegungen beim Führen helfen den Kindern, ihre eigene Koordination zu verbessern und einen stabilen Rhythmus zu finden.
Im Umgang mit Paula lernen Kinder, dass Geduld und Einfühlungsvermögen entscheidend sind. Druck oder Hektik führen bei ihr nicht zum Ziel, was die Kinder dazu anregt, ihr eigenes Verhalten zu reflektieren und anzupassen.
Während des Wiederkäuens ist Paula besonders zugänglich für Streicheleinheiten, was ängstlichen oder unruhigen Kindern hilft, zur Ruhe zu kommen. Darüber hinaus bieten Aktivitäten wie das Melken oder die Verarbeitung von Milch sinnliche Erfahrungen, die motorische Fähigkeiten fördern und bleibende Eindrücke hinterlassen.
Paula‘s Geschichte
Seit mehr als zehn Jahren lebt Paula auf unserem Bauernhof. Damals habe ich in verschiedenen Fachzeitschriften nach einer lieben Kuh für den tiergestützten pädagogischen Einsatz gesucht. Unzählige viele Landwirte haben sich auf die Anzeige gemeldet. Und ich besuchte einige der Bauernhöfe. So auch den Milchviehbetrieb auf dem Paula lebte. Da Paula zu wenig Milch gab und ihr erstes Kalb durch eine Nabelentzündung verlor, sollte sie dort geschlachtet werden. Schon bei unserer ersten Begegnung, habe ich gespürt, dass Paula etwas ganz Besonderes ist. Da Paula von ihrer Mama als Kalb nicht angenommen wurde, haben sie die Besitzer mit der Flasche aufgezogen und pflegten dadurch von Geburt an einen engen Kontakt mit ihr. Das Paula Menschen vertraut, fühlte ich sofort. Auch wir konnten sie bereits bei der ersten Begegnung streicheln.
In der Zwischenzeit ist Paula fast 16 Jahre alt und für meine tiergestützte Arbeit unersetzlicher: Denn der enge Körperkontakt mit der 700 kg Kuh ist für Kinder mit schwerer Mehrfachbehinderung wie eine Art Physiotherapie.
Was für manche auf den ersten Blick erstaunlich, vielleicht sogar befremdlich wirken mag, ist für Kinder wie Maria schmerzlindernd und entspannend: Denn Maria ist blind und hatte als Baby eine schwere Hirnblutung. Wegen ihrer Hirnschädigung hat sie starke Spastiken. Ihr linker Arm, ihre linke Hand und ihr linkes Bein sind quasi dauerangespannt, verhärtet und versteift. Wenn sie mit ihrer Mama kommt, lagern wir sie, links und rechts stützend, bäuchlings ausgestreckt auf dem Kuhrücken. Immer wieder und wieder streichle ich ihren linken Arm und ihre fast vollständig zur Faust geballte Hand von oben nach unten.
Marias verbliebenen Sinne anzuregen, sie zu fordern, darum geht es auf der Kuh Paula. Und darum, Marias stark verkrampfte Muskeln zu lockern, um Fehlhaltungen vorzubeugen.
Auf der großen Kuh Paula zu liegen ist wie eine große Fangopackung für Maria, bei der sie richtig entspannen kann. Der gemächliche Rhythmus, in dem Paula vor sich hin atmet und wiederkäut, hilft dabei und auch ihre Körperwärme. Quasi eine Physiotherapie auf der Kuh. Und irgendwann, lösen sich Marias gekrümmte Finger und liegen locker in Paulas dichtem Fell. Das sind für uns Glücksmomente.
Luna macht ängstliche Kinder mutig
Unser Wagyu Rind Luna ist das „scheues Reh“ unter unseren Bauernhoftieren. Anders als ihre Artgenossin und Lehrerin Paula mag sie sich nicht von jedem Menschen sofort berühren und streicheln lassen.
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Wer Luna nahekommen möchte, muss viel Zeit, Geduld und vor allem Demut mitbringen. Auch wir mussten wir uns ihr Vertrauen erst verdienen, als Luna vor vier Jahren zu uns kam. Täglich setzten wir uns zu ihr in den Stall oder auf die Weide, zunächst mit ganz viel Abstand. Tag für Tag durften wir uns etwas näher zu ihr gesellen und sie schließlich auch anfassen.
Als Förderschüler Luca Luna auf der Weide besucht, bleibt sie anfangs reserviert und abwartend. Doch dieses Verhalten kennt der Achtjährige schon. Denn mit seiner Autismus-Spektrum-Störung fällt es auch ihm schwer, Freundschaften zu schließen. Es scheint, als lebe er in seiner eigenen Welt. Deshalb wird er von seinen Mitschülern häufig links liegen gelassen.
Doch bei Luna gibt es so schnell nicht auf und geht langsam aus sie zu. Damit er sich näher herantraut, bauen wir ihm im wahrsten Sinne des Wortes eine Brücke. Statt aus der Hand verfüttert Luca Äpfel aufgespießt auf einem Stock. Luna nähert sich vorsichtig und holt sich mit ihrer langen Zunge den Apfel. Erst einmal auf Abstand bleiben, – das kommt Luca und Luna entgegen. Bei jedem weiteren Besuch füttert er Luna mit seinen selbst gesammelten Äpfeln. Zum ersten Malt seit langem befindet er sich in einer selbst gewählten Interaktion. Er fasst Vertrauen und erlebt sich als selbstwirksam. Endlich eine erfolgreiche Kommunikation. Jetzt kann er das positive Erlebnis auf Menschen übertragen.
Physiotherapie auf Kuh Paula
Paula hat Glück gehabt, als wir sie auf der Suche nach einer gutmütigen Kuh gefunden haben. Denn auf ihrem Milchviehbetrieb sollte sie geschlachtet werden…
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Denn ihr erstes Kalb hatte sie verloren und als Milchkuh war sie kein Gewinn. Schon bei unserer ersten Begegnung haben wir ihre Bestimmung zur Co-Therapeutin gespürt. Da Paulas Besitzer sie mit der Flasche aufgezogen haben, war sie von Geburt an mit Menschen vertraut.
Für ihre Rettung hat uns die inzwischen 16-jährige Kuh reich belohnt. Denn der enge Körperkontakt mit der 700 Kilogramm-Kuh wirkt für Kinder mit schwerer Mehrfachbehinderung wie eine Physiotherapie. Bestens bewährt hat sich Paula bei der blinden Maria. Die hat wegen ihrer Hirnschädigung starke Spastiken. Ihr linker Arm, ihre linke Hand und ihr linkes Bein sind quasi dauerangespannt, verhärtet und versteift. Um Marias Sinne anzuregen und sie zu entspannen, legen wir sie bäuchlings ausgestreckt auf den breiten, warmen Kuhrücken und streicheln ihren verkrampften Arm. Der gemächliche Rhythmus, in dem Paula vor sich hin atmet und wiederkäut und die Körperwärme wirken wie eine Massage und Fangopackung zugleich. Nach einigen Zeit lösen sich Marias gekrümmte Finger und liegen locker in Paulas dichtem Fell. Nicht nur Paula hat Glück gehabt.
Henne Wilma als Logopädin
Wilma kam mit ihre acht Schwestern als Küken zu uns auf den Bauernhof. Auch wenn sie ihren Geschwistern zum Verwechseln ähnlichsah, stach ihre Persönlichkeit schnell hervor.
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Wilma ist menschenfreundlich und megamitteilsam. Diese Eigenschaften machen Wilma zur perfekten Partnerin für Gretel. Die Achtjährige kann kaum sprechen. Ihre Mitmenschen verstehen sie einfach nicht oder lachen sie gar aus. So bleibt die Förderschülerin selbst in der Sprechtherapie oft stumm.
Doch als sie erlebt, wie fröhlich Wilma mit ihren Artgenossen auf der Wiese gackert, ändert sich das. Bedächtig fängt Gretel an, Worte zu formen. Unsere hochkommunikative Henne ist in die Rolle der Logopädin geschlüpft. Die motiviert zu Lauten aller Art und wendet sich nicht gleich ab, wenn Gretel die Worte fehlen. Wilma hat alle Zeit der Welt und tierische Geduld. Für sie zählt nur die freundliche Stimme. In diesem Umfeld traut sich Gretel endlich zu reden. Gemeinsam mit der Lehrkraft hören wir genau zu und wiederholen die Aussagen von Gretel in einem korrektiven Feedback. Sprechen lernen durch Sprechen lautet hier das Motto der tiergestützten Arbeit. So wird der Bauernhof zur lebendigen Logopädie-Praxis.
Schaf Schnucky beruhigt die Menschen
Als sich Schnucky in einem Tiergehege voller Vertrauen vor meine Füße legte, war es gleich um mich geschehen. Dieses Kamerun-Schaf musste ich haben! Bereits einen Tag später …
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… zogen Schnucky und ihre lieben Lämmer Molly und Lucy zu uns auf den Hof.
Schnucky ist bis heute das „Königstier“ meiner Tiergestützten Arbeit. Das sensible Mutterschaf liebt die Nähe von Menschen und bleibt dabei stets feinfühlig. Eine ideale Partnerin für Kinder, die Ruhe und Zeit benötigen. So wie beispielsweise Aron. Der Schüler mit einer Autismus-Spektrum-Störung ist den vielen Eindrücken, die im Alltag auf ihn einstürmen, einfach nicht gewachsen. Vor lauter Unruhe ist er ständig unterwegs. So kann er sich weder aufs Lernen konzentrieren noch mit seinen Mitschüler*innen interagieren. Kommt er angestürmt, gehen ihm seine Klassenkamerad*innen aus dem Weg. Ein ehrliches Feedback auf sein Verhalten, aber Frust pur für den Neunjährigen.
Auch bei uns ist Aron zunächst sehr hibbelig. Nur die besonnenen Schafe beruhigen ihn. Besonders, wenn sie zum Wiederkäuen im Stroh der Begegnungsbucht liegen. Nach einigen Runden im Stall kommt Aron buchstäblich runter. Er zieht seine Schuhe und Socken aus, und damit seine Unruhe und lässt sich auf dem Schoß der Lehrkraft fallen. Er lässt es zu, dass wir seine Füße in die Wolle von Schnucky betten. Seine Finger greifen in ihr dichtes Fell. Immer wieder schaut er seine Hände und riecht an seinen Handflächen, die voller Wollfett sind. Seine Mimik entspannt sich. Er nimmt den Kopf von Schnucky in die Hände und betrachtet sie seelenruhig. Hier gelingt, was im schulischen Kontext bisher nicht geht. Aron kommt zur Ruhe und knüpft Kontakte.
Physiotherapie auf Kuh Paula
Paula hat Glück gehabt, als wir sie auf der Suche nach einer gutmütigen Kuh gefunden haben. Denn auf ihrem Milchviehbetrieb sollte sie geschlachtet werden…
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Denn ihr erstes Kalb hatte sie verloren und als Milchkuh war sie kein Gewinn. Schon bei unserer ersten Begegnung haben wir ihre Bestimmung zur Co-Therapeutin gespürt. Da Paulas Besitzer sie mit der Flasche aufgezogen haben, war sie von Geburt an mit Menschen vertraut.
Für ihre Rettung hat uns die inzwischen 16-jährige Kuh reich belohnt. Denn der enge Körperkontakt mit der 700 Kilogramm-Kuh wirkt für Kinder mit schwerer Mehrfachbehinderung wie eine Physiotherapie. Bestens bewährt hat sich Paula bei der blinden Maria. Die hat wegen ihrer Hirnschädigung starke Spastiken. Ihr linker Arm, ihre linke Hand und ihr linkes Bein sind quasi dauerangespannt, verhärtet und versteift. Um Marias Sinne anzuregen und sie zu entspannen, legen wir sie bäuchlings ausgestreckt auf den breiten, warmen Kuhrücken und streicheln ihren verkrampften Arm. Der gemächliche Rhythmus, in dem Paula vor sich hin atmet und wiederkäut und die Körperwärme wirken wie eine Massage und Fangopackung zugleich. Nach einigen Zeit lösen sich Marias gekrümmte Finger und liegen locker in Paulas dichtem Fell. Nicht nur Paula hat Glück gehabt.
Henne Wilma als Logopädin
Wilma kam mit ihre acht Schwestern als Küken zu uns auf den Bauernhof. Auch wenn sie ihren Geschwistern zum Verwechseln ähnlichsah, stach ihre Persönlichkeit schnell hervor.
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Wilma ist menschenfreundlich und megamitteilsam. Diese Eigenschaften machen Wilma zur perfekten Partnerin für Gretel. Die Achtjährige kann kaum sprechen. Ihre Mitmenschen verstehen sie einfach nicht oder lachen sie gar aus. So bleibt die Förderschülerin selbst in der Sprechtherapie oft stumm.
Doch als sie erlebt, wie fröhlich Wilma mit ihren Artgenossen auf der Wiese gackert, ändert sich das. Bedächtig fängt Gretel an, Worte zu formen. Unsere hochkommunikative Henne ist in die Rolle der Logopädin geschlüpft. Die motiviert zu Lauten aller Art und wendet sich nicht gleich ab, wenn Gretel die Worte fehlen. Wilma hat alle Zeit der Welt und tierische Geduld. Für sie zählt nur die freundliche Stimme. In diesem Umfeld traut sich Gretel endlich zu reden. Gemeinsam mit der Lehrkraft hören wir genau zu und wiederholen die Aussagen von Gretel in einem korrektiven Feedback. Sprechen lernen durch Sprechen lautet hier das Motto der tiergestützten Arbeit. So wird der Bauernhof zur lebendigen Logopädie-Praxis.
Unsere tierischen Co-Therapeuten sind keine „Nutztiere“.
Sie werden nicht eingesetzt, sondern mit Bedacht einbezogen – behutsam, in ihrem Tempo, und nur dann, wenn sie bereit sind.
Jede Begegnung mit unseren Klient:innen ist freiwillig. Zeigt ein Tier Unwohlsein oder Desinteresse, darf es sich zurückziehen – ganz selbstverständlich.
Einige Tiere begleiten uns regelmäßig in der tiergestützten Arbeit, andere nur gelegentlich. Doch sie alle bleiben – nicht, weil sie „funktionieren“, sondern weil sie dazugehören.
Sie sind Teil unseres Teams. Und Teil unseres Hofes. Ein Leben lang.
Tiergestützte Arbeit
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Bücher & mehr
Hier findest du passende Fachliteratur rund um die tiergestützte Arbeit.


