Ziegen als Co-Therapeuten: So läuft die Ausbildung der Zicklein

Ziegen als Co-Therapeuten: So läuft die Ausbildung der Zicklein

Einblicke in die Ausbildung unserer Bauernhoftiere für die tiergestützte Intervention

In dieser kleinen Serie nehme ich dich mit hinter die Kulissen: Du erfährst Schritt für Schritt, wie wir unsere jungen Ziegen liebevoll und fachlich fundiert auf ihre späteren Einsätze in der tiergestützten Intervention vorbereiten. Und auf welche Grundsätze wir dabei besonders achten!

Teil 1: Sozialisation – Vertrauen entsteht in den ersten Tagen

„Zähmen bedeutet: sich vertraut machen …

Du wirst für mich einzig sein in der Welt.
Ich werde für dich einzig sein in der Welt
.“


– Antoine de Saint-Exupéry, Der kleine Prinz

Ziegennachwuchs auf dem Hof 🐐

Anfang Juni haben unsere Zwergziegen Toffy, Josy und Gipsy uns reichlich mit Nachwuchs beschenkt. Toffy und Gipsy waren am Tag der Geburt schon morgens ganz aufgeregt und zuwendungsbedürftig und blieben lieber im sicheren Stall. Dank vieler Kontrollgänge konnten wir die Geburten live miterleben – immer wieder ein Wunder!

Ganz anders Josy: Sie ließ sich gar nichts anmerken und war voller Elan mit den Schafen auf der Weide unterwegs. Als wir sie abends in den Stall holen wollten, hatte sie ganz selbstständig Zwillinge geboren.

Jetzt haben wir fünf süße Zicklein in der Ausbildung zum zukünftigen Co-Therapeuten.🧡

Sozialisation: Beziehungspflege von Anfang an

Die Grundausbildung der Bauernhoftiere beginnt mit einer fachgerechten Sozialisation. Darunter versteht man die Bindung der Jungtiere an ihre Hauptbezugspersonen. Auf unserem Hof übernehmen das mein Sohn Josua und ich. Das heißt für uns:

Viel Zeit im Stall einplanen und eine vertrauensvolle Mensch-Ziege-Beziehung aufbauen.

In den ersten Lebenstagen geht es ruhig und achtsam zu. Danach dürfen die Jungtiere Menschen verschiedenen Alters kennenlernen. Wir laden Nachbarkinder ein und treffen uns mit Freund*innen im Stall. Die Tierkinder dürfen dabei liebevoll berührt und gestreichelt werden. So lernen sie ganz nebenbei: Menschen riechen unterschiedlich, berühren unterschiedlich, bewegen sich unterschiedlich – und all das gehört dazu.

Warum wir auf das Hochnehmen verzichten

Anders als bei vielen anderen Jungtieren vermeiden wir es, die Zicklein zu halten oder auf den Schoß zu nehmen. Warum? Weil wir nicht wollen, dass sie später an Menschen hochklettern – ein Verhalten, das insbesondere Kindern mit Handicap Angst machen kann.

Deshalb beobachten wir genau, wo und wie Nähe entstehen darf – ohne Aufdringlichkeit.

Nach etwa zwei Wochen beginnen wir, die Jungtiere gezielt mit ungewohnten Situationen zu konfrontieren: Lärm, plötzliche Bewegungen, ein lauter Freudenschrei. So können sie lernen, auch dann gelassen zu bleiben, wenn ein Kind sich unvorhersehbar verhält.

Artgerechte Ausbildung bedeutet mehr als Menschenkontakt

(Und warum wir keine Flaschenaufzuchten ausbilden)

Ein zentraler Grundsatz bei der tiergestützten Arbeit mit Bauernhoftieren ist für uns: Artgerechte Ausbildung statt Flaschenaufzucht. Wir streben eine Doppelbindung an – das heißt, die Tiere sollen sowohl Bindung zum Sozialpartner Menschen als auch zu ihren Artgenossen aufbauen können.

Denn nur in ihrer Herde lernen die Zicklein, was es heißt, Ziege zu sein: Wie man sich behauptet, wie man Rücksicht nimmt, wie man Konflikte löst. Denn Sozialkompetenz ist nicht nur bei uns Menschen gefragt – sondern auch in der Ziegenherde.

So werden die Bedürfnisse unserer Zicklein geachtet und es entsteht ein starkes Fundament für ein glückliches Ziegenleben sowie die tiergestützte Arbeit.

Teil 2: Habituation – Ziegen lernen den Therapiealltag kennen

Nun sind unsere fünf Zicklein schon über vierzehn Tage alt und es macht viel Freude, ihnen beim Wachsen zuzusehen! 🧡 

Sie haben schon ganz viele unterschiedliche Menschen kennenlernen dürfen und täglich vergrößern sie ihren Radius im Stall und auf der Weide. Nichts ist vor ihnen sicher. Alles wird erkundet. Sie erklimmen jeden Baumstamm und jeden Gegenstand. Gerne klettern sie auch auf ihren Müttern herum. Besonders Böcklein Theo würde das auch gerne bei mir – seiner menschlichen Vertrauensperson – machen. Doch das kann ich nicht erlauben. Denn spätestens, wenn er groß und stark ist, darf er ja nicht auf den Kindern herumturnen oder auf einen Rollstuhl springen. Das üben wir jetzt ganz behutsam.

Rangordnung und Grenzen: Ziegenkinder brauchen klare Regeln

Schon jetzt geht es unter den Ziegenjungs etwas ruppig zu. Sie schieben sich gegenseitig weg und stoßen mit den Köpfen zusammen, um herauszufinden, wer der Stärkste ist. Zwischen Mensch und Tier sind solche „Machtkämpfe“ jedoch auf keinen Fall erwünscht.

✅ Daher leiten wir auch dieses natürliche Verhalten direkt in geeignete Bahnen und setzen einen sicheren Rahmen: Denn spätestens wenn die Zicklein zu Böcken mit Hörnern herangewachsen sind, kann das Schieben und Stoßen die Klient*innen ängstigen oder gar verletzen. Daher leite ich die Besucher*innen an, unsere Zicklein nur am Hals oder Rücken zu streicheln.

❌ Denn ein Anfassen an der Stirn könnten sie als Angriffssignal falsch verstehen und mit uns rangeln.

Im Vergleich zu den Lämmern ist die Ausbildung von fünf Ziegenjungen übrigens sehr herausfordernd. Dafür bin ich sicher, dass die gelehrigen Tiere die nächste „Ausbildungsphase“ – die sogenannte Habituation – leicht meistern.

Ziegen an Hilfsmittel gewöhnen: Erste Schritte der Habituation

Auf dem Weg zum tierischen Co-Therapeuten lernen die Zicklein aber noch viel mehr: Bei der Habituation macht die Bezugsperson die Tiere mit neuen Orten und Gegenständen vertraut. Behutsam führen wir unsere Zicklein an Situationen und Aktivitäten heran, die für sie später als tierische Co-Therapeuten zum Alltag gehören werden.

Da wir mit Menschen mit unterschiedlichen Handicaps arbeiten, sind dies bei uns Rollstühle, Rollatoren, Krücken sowie verschiedene Stütz- und Lagerungskissen.

Die ersten Tage legen wir die Hilfsmittel einfach nur in den Stall oder auf die Weide. So kann jedes Zicklein die fremden Gegenstände in seinem eigenen Tempo kennenlernen. Der forsche Theo traut sich meist als erster.

✅ Reagieren die Tiere nicht mehr darauf, haben sie sich erfolgreich an Rollstuhl und Co. gewöhnt. 

Positive Verknüpfung: Lagerungskissen und Streicheleinheiten

In den nächsten Tagen setze ich mich auf ein Lagerungskissen und streichle die Zicklein, wenn sie sich zu mir gesellen. Dadurch verknüpfen sie den Gegenstand (das Lagerungskissen) mit streichelnden Händen – also mit etwas Schönem.

Davon profitieren später insbesondere unsere immobilen Klient*innen: Die Ziegen kommen dann aus eigenem Antrieb zu ihnen und lassen sich streicheln.

Ziegen als Bewegungstrainer: Früh übt sich!

Zusätzlich gewöhnen wir unsere Zicklein auch an Hilfsmittel wie Geschirr und Halsbänder, damit wir unsere praktischen Übungen mit den Klient*innen später vielfältiger gestalten können.

Ziegen eignen sich wunderbar als Fitnesstrainer: Ruckzuck lassen sich die Tiere aktivieren, über Wippen oder Hängebrücken zu balancieren oder einen Parcours zu durchlaufen.

✅ Das motiviert Jung und Alt, sich zu bewegen – mit einem Lächeln im Gesicht und einem Zicklein an der Seite.

– Teil 3 folgt –

Du möchtest es hautnah erleben?

Komm zu unserem nächsten Infotag auf dem Bauernhof! Alle Infos findest du hier:

Du möchtest tiergestützt arbeiten?

Damit tiergestützte Arbeit für alle Beteiligten sicher und sinnvoll ist, braucht es Fachwissen und Respekt für die Bedürfnisse von Mensch und Tier.

Unsere berufsbegleitende Weiterbildung ist genau darauf ausgerichtet, dir dieses umfangreiche Wissen und die praktische Erfahrung zu vermitteln. Sie unterstützt dich dabei, deinen eigenen Weg in der tiergestützten Arbeit zu finden und ein individuelles, wirkungsvolles Konzept mit Bauernhoftieren zu entwickeln – passend zu deinen Stärken und Zielen.

So vielfältig ist tiergestützte Arbeit mit Bauernhoftieren

So vielfältig ist tiergestützte Arbeit mit Bauernhoftieren

In diesem Artikel nehme ich dich mit auf eine Reise durch verschiedene Einsatzfelder und die Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Partnern.
Du erfährst, wie vielseitig tiergestützte Arbeit sein kann und wie dir Kooperationen helfen, dein eigenes tragfähiges und individuelles Angebot zu entwickeln.

Ein bunter Strauss der Möglichkeiten

Tiergestützte Arbeit ist mehr als nur eine Methode – sie eröffnet uns viele Wege, Menschen auf ganz unterschiedliche Art zu begleiten und zu unterstützen. Ob Kinder, Senior:innen oder Menschen in besonderen Lebenssituationen: Der Kontakt mit Tieren schafft oft Zugänge, die sonst verschlossen bleiben.

Gerade auf dem Bauernhof, fernab von den vielen Eindrücken des Alltags, nahe der Natur, entstehen Begegnungen, die durch Ruhe und Achtsamkeit geprägt sind. Und das nutzen wir für ganz unterschiedliche Settings:

Kindergarten & Schule: Raum für Lernen, Vertrauen und Freude

Besuchen uns Kindergartengruppen, Schulklassen oder einzelne Schüler:innen, dann begleiten wir meist Kinder mit besonderem Förderbedarf. Regelmäßige Besuche und Projektwochen mit unseren Tieren schaffen eine Atmosphäre, in der Lernen Spaß macht und soziale Kompetenzen wachsen können. Hier entstehen oft kleine Erfolge, die im klassischen Unterricht schwer zu erreichen sind.

Ob beim Streicheln der Ziege, beim Füttern der Hühner oder beim Beobachten der Esel – die Kinder erleben Geborgenheit, Verantwortung und Gemeinschaft. Diese positiven Erlebnisse stärken ihr Selbstvertrauen und eröffnen neue Zugänge.

Pflegeeinrichtungen: Aktivität und Erinnerungen für Senior:innen

Für Senior:innen, besonders Menschen mit Demenz, sind Begegnungen mit unseren Tieren oft eine Quelle von Freude und Trost. Die tierische Präsenz kann alte Erinnerungen wecken und hilft,  verschlossene „Türen“ zu öffnen.

Unsere Bauernhoftiere sorgen für Berührungspunkte und schaffen Momente, in denen sich Sorgen und Ängste lösen können. Für viele Senior:innen sind diese Begegnungen Highlights ihres Tages.

Psychosomatik und Traumapädagogik: Vertrauen und Stabilität schaffen

In psychosomatischen Kliniken und in der Traumapädagogik begleiten wir Jugendliche und Erwachsene in belastenden Lebenssituationen. Die Tiere schaffen einen sicheren Raum, wo Worte oft nicht genügen.

Durch den Umgang mit den Tieren können Menschen wieder Vertrauen fassen, innere Ruhe finden und ihre eigene Stärke spüren. Gerade in diesen sensiblen Settings ist die tiergestützte Arbeit eine wertvolle Brücke zur Heilung und Entwicklung.

Eingliederungshilfe: Wirksamkeit und Zugehörigkeit erleben

Für Menschen mit Behinderung bieten unsere Tiere eine Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen und Teil einer Gemeinschaft zu sein. Die aktive Mitarbeit im Umgang mit den Tieren stärkt das Selbstbewusstsein und das Gefühl von Zugehörigkeit.

Diese Erfahrungen sind oft lebensverändernd und bieten Raum für persönliche Entwicklung – ein Kernziel unserer Arbeit.

Forensisch-psychiatrische Einrichtungen: Kleine Erfolge in schwierigen Situationen

Seit 2022 begleiten wir Patient:innen aus einer forensisch-psychiatrischen Einrichtung. Die regelmäßigen, begleiteten Begegnungen mit unseren Tieren bringen Erleichterung im oft herausfordernden Stationsalltag.

Hier entstehen Momente von Entlastung, Vertrauen und kleinen persönlichen Erfolgen, die in der Klinik manchmal nur schwer erreichbar sind. Diese Arbeit fordert viel Fachlichkeit und Einfühlungsvermögen. Aber sie zeigt uns auch eindrücklich, wie wichtig tiergestützte Intervention sein kann.

Vielfalt als Chance

Tiergestützte Arbeit ist eine Begegnung auf vielen Ebenen: körperlich, emotional und sozial. Tiere spiegeln Gefühle, fordern Achtsamkeit und schenken bedingungslose Akzeptanz.

Der Umgang mit Bauernhoftieren ist für viele Menschen besonders, weil er ungewohnt ist und neue Sinneserfahrungen bietet. Oft ist es der erste Kontakt mit Rindern, Hühnern oder Schafen – oder das Wiedererleben von längst verloren geglaubten Erinnerungen.

Wir binden Menschen aktiv ein – beim Füttern, Pflegen und Führen der Tiere. So erleben sie Verantwortung, Bewegung und Gemeinschaft in einem sicheren Rahmen, der gleichzeitig Raum für persönliche Entwicklung lässt.

Kleine Momente mit großer Wirkung

In unserer Arbeit zeigen sich immer wieder kleine, aber bedeutsame Veränderungen:

  • Ein Kind mit Autismus nimmt erstmals intensiven Augenkontakt auf. 
  • Ein Jugendlicher aus der Jugendhilfe kommt freiwillig und gerne wieder – während vorher alle anderen Angebote abgelehnt wurden. 
  • Eine Patientin in der Psychiatrie gewinnt durch die Tierpflege neue Zuversicht und Struktur. 
  • Ein Kind mit Essstörung findet über die Esel einen neuen Zugang zu sich selbst. 
  • Eine Seniorin erlebt durch den Kontakt zu unseren Rindern lebendige Erinnerungen und Lebensfreude.
  • Eine Schulklasse wächst als Team zusammen. Ganz ohne Druck.

Das zu erleben, zu begleiten und überhaupt zu ermöglichen ist einfach wunderschön. Es zeigt uns jeden Tag, wie wert- und sinnvoll unsere Arbeit mit den Bauernhoftieren ist. 🧡 

Tiergestützte Angebote nachhaltig gestalten

Du siehst, der Zauber der TGI liegt in den kleinen Momenten. Tiergestützte Arbeit muss nicht spektakulär sein, um Wirkung zu entfalten. Viel wichtiger ist, was im Alltag funktioniert und regelmäßig umgesetzt werden kann.

Unsere Erfahrung zeigt: Langfristige Begleitung und Kooperationen schaffen Vertrauen, Stabilität und echte Entwicklung – weit über einzelne Aktionen hinaus. Gleichzeitig sorgen sie auch für mehr Planungssicherheit und Verlässlichkeit in deinem Angebot.

Gerade wenn du regelmäßig Termine mit unterschiedlichen Einrichtungen vereinbarst – etwa mittwochs mit einer Jugendhilfegruppe, donnerstags mit Schulklassen und freitags in Einzelsitzungen – bietet dir das nicht nur Planungssicherheit, sondern auch die Möglichkeit, deine tiergestützte Arbeit wirtschaftlich solide und nachhaltig aufzubauen.

Aber weder feste Kooperationen noch eine Spezialisierung auf bestimmte Klient:innen, Tiere oder Angebote sind ein Muss. Manchmal erleichtert eine Spezialisierung den Start, eine Kooperation bringt feste Einnahmen – und manchmal braucht es stattdessen einfach die Flexibilität, alles ausprobieren zu können.

So findest du deinen Weg in der tiergestützten Arbeit

Damit tiergestützte Arbeit für alle Beteiligten sicher und sinnvoll ist, braucht es Fachwissen und Respekt für die Bedürfnisse von Mensch und Tier.

Unsere berufsbegleitende Weiterbildung ist genau darauf ausgerichtet, dir dieses umfangreiche Wissen und die praktische Erfahrung zu vermitteln. Sie unterstützt dich dabei, deinen eigenen Weg in der tiergestützten Arbeit zu finden und ein individuelles, wirkungsvolles Konzept mit Bauernhoftieren zu entwickeln – passend zu deinen Stärken und Zielen.

Mehr erfahren

    • Unter Einblicke liest du weitere Erfahrungsberichte aus Sicht unserer Partner.
    • Auf unserer Presse-Seite findest du Berichte und Videos.
Einblicke in die Weiterbildung – Modul 1: Ein inspirierender Start

Einblicke in die Weiterbildung – Modul 1: Ein inspirierender Start

Warum sich das Lesen lohnt:

Du möchtest wissen, was dich in der Weiterbildung zur Fachkraft für tiergestützte Intervention erwartet? Hier bekommst du einen exklusiven Einblick in das erste Modul: Welche Themen und Methoden behandelt wurden, wie das Lernen auf dem Bauernhof aussieht und warum diese Ausbildung genau das Richtige für dich sein könnte!

Das erste Modul unserer Weiterbildung zur Fachkraft für tiergestützte Intervention mit Bauernhoftieren liegt hinter uns – und es war wieder ein Auftakt voller besonderer Momente, wertvoller Begegnungen und neuen Perspektiven.

Vom ersten Augenblick an war spürbar: Hier entsteht eine Gemeinschaft, die sich gemeinsam auf eine einzigartige Reise begibt, um etwas für Mensch und Tier zu bewegen!

Erstes Modul in der Weiterbildung zur
tiergestützten Intervention

Bereits der erste Tag schenkte uns ein intensives Erlebnis! Dr. Rainer Wohlfarth eröffnete das Modul mit den Grundlagen der tiergestützten Arbeit. Dazu gehören die allgemeinen Definitionen der tiergestützten Arbeit, die Geschichte und Wirkmechanismen der Mensch-Tier-Beziehung und darauf bezogene Erklärungsansätze und wissenschaftliche Untersuchungen. Das theoretische Wissen dient als wertvolle Basis, um dann direkt in die Praxis und ins Erleben zu kommen.

So ging es weiter mit dem „Mehrwert“ des Bauernhofes für die tiergestützte Intervention. Am zweiten Tag war die Natur unser Seminarraum und Dozentin Christine Hamester-Koch führte direkt ins Herz der tiergestützten Arbeit: Wie können wir tiergestützte Arbeit gestalten, die emotional berührt und nachhaltige Veränderung bewirkt?

Das sollten die Teilnehmenden direkt selbst erfahren, denn statt einer klassischen Hofführung gab es einen freien Erkundungsgang: In zufällig gewählten Teams gingen die Teilnehmer:innen auf Entdeckungstour, tauchten in die Umgebung ein und erzählten sich dabei Geschichten aus ihrer eigenen Kindheit. 

So wurde von Anfang an sichtbar, wie unsere eigene Biografie unsere Arbeit prägt – und wie wertvoll jede individuelle Geschichte ist.

Kreative Methoden in der
tiergestützten Intervention

Ein Höhepunkt des Tages war die kreative Gruppenaufgabe: Ein BH aus Naturmaterialien – ja, richtig gelesen! 😄 Dabei ging es natürlich nicht nur um die handwerkliche Umsetzung, sondern vor allem darum, kreativ zu werden und zu entdecken, was Bauernhöfe und BHs gemeinsam haben. Die Ergebnisse? Kreativ, humorvoll und tiefsinnig zugleich.

Von „Mutterkuhhaltung“ bis „sie geben Halt“ – die Parallelen waren ebenso überraschend wie treffend. Bauernhöfe können „heilsame“ Orte sein, die Halt, Sicherheit, Schutz und Struktur geben. Gleichzeitig sind sie nicht für jeden zugänglich – und genau das macht sie so wertvoll. Auch unsere Teilnehmer:innen durften sich bewusst machen, dass sie mit ihren tiergestützten Angeboten einen geschützten Ort erschaffen – aber auch, dass sie entscheiden dürfen, für wen sie diesen besonderen Raum öffnen und wo sie bewusst Grenzen setzen wollen.

Und das Fazit? Wer mit Menschen und Tieren arbeitet, darf sich nicht davor scheuen, neue Wege zu gehen, sich auszuprobieren und mit Freude in den Prozess einzutauchen – denn genau darin liegt oft das größte Lern- und Verbindungspotenzial.

Achtsamkeit und Teamarbeit in der Ausbildung zur Fachkraft für tiergestützte Intervention

Die nächste besondere Aufgabe ließ nicht lange auf sich warten: Jede:r Teilnehmer:in erschuf aus Naturmaterialien einen eigenen „Unterstützer“ – eine symbolische Figur, die uns während der Ausbildung begleiten und an unsere Stärken erinnern soll. Diese wurden in einer „Unterstützer-WG“ zusammengeführt, sorgfältig platziert und wertgeschätzt – eine wunderschöne Metapher für das, was diese Ausbildung ausmacht: Wir sind gemeinsam unterwegs, unterstützen uns und schaffen einen Raum, in dem jede:r gesehen wird.

Mit einem Moment der Stille an einem persönlichen Kraftort am Hof endete das erste Modul für die Teilnehmer:innen. Eine Erinnerung daran, wie wichtig es ist, sich immer wieder bewusst Zeit für sich selbst zu nehmen – nicht nur in der Ausbildung, sondern auch im Alltag.

Fazit: Ein Auftakt voller Leben

Dieses erste Modul war mehr als nur der Start einer Weiterbildung – er war der Beginn einer Reise, die uns auf vielen Ebenen wachsen lässt. Wir freuen uns, die Teilnehmenden auf diesem Weg zu begleiten!

📅 Möchtest du mehr erfahren? Melde dich jetzt für den kommenden Infotag an und erfahre mehr über die Ausbildung: Infotag 2025

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Für wen ist die Weiterbildung zur Fachkraft für tiergestützte Intervention geeignet?

Unsere Weiterbildung zur Fachkraft für tiergestützte Intervention vermittelt praxisnahe Methoden, um Menschen und Bauernhoftiere sinnvoll in die pädagogische und therapeutische Arbeit einzubinden. Sie richtet sich an alle, die sich für tiergestützte Arbeit/Intervention/Therapie mit Bauernhoftieren interessieren. Hier kommen  Menschen aus unterschiedlichen Berufsfeldern zusammen: Sozialpädagog:innen, Bäuer:innen, Therapeut:innen, Quereinsteiger:innen – und vielleicht auch bald du?

Tiergestützte Intervention im Winter: Kreative Ideen für eine besondere Zeit

Tiergestützte Intervention im Winter: Kreative Ideen für eine besondere Zeit

Die tiergestützte Arbeit ist zu jeder Jahreszeit wichtig – jede Saison bringt ihre eigenen Möglichkeiten und Herausforderungen mit sich. Doch der Winter hat einen ganz besonderen Charme. Während die Tiere sich von den aktiveren Monaten erholen und im Stall zur Ruhe kommen, entsteht eine einzigartige Atmosphäre: weniger Ablenkung von außen, mehr Fokus auf die Begegnungen und eine gemütliche Umgebung, die Raum für intensive Momente zwischen Mensch und Tier bietet. Doch viele Fachkräfte sehen die kalten Monate von Dezember bis März als ruhige Zeit an – oft fehlt die Fantasie, was man anbieten könnte.

Wir möchten Mut machen: Der Winter ist eine Chance, die Arbeit bewusster zu gestalten, neue Ideen auszuprobieren und kreative Angebote zu schaffen. Es gibt keine schlechte Jahreszeit – jede bringt ihre eigenen Stärken mit. Hier sind einige Impulse, wie du die Wintermonate sinnvoll nutzen kannst. 

Warum tiergestützte Arbeit im Winter so wertvoll ist

Im Sommer stehen unsere Tiere oft im Mittelpunkt des Geschehens: auf der Weide, bei Projekten im Freien oder bei medialen Einblicken auf den Hof. Im Winter dagegen ziehen sie sich in den Stall zurück, kommen zur Ruhe und genießen die Geborgenheit. Diese Ruhe überträgt sich auch auf die Kinder und Jugendlichen, die in einer entspannten Umgebung besser abschalten, sich konzentrieren und intensiver auf die Tiere einlassen können.  

Gerade im Stall, fernab von den vielen Eindrücken und Reizen der Außenwelt, entstehen Begegnungen, die durch Ruhe und Achtsamkeit geprägt sind. Klienten, ob Kinder oder Erwachsene, können sich viel besser auf die Tiere einlassen. Wir erleben immer wieder, wie viel konzentrierter und entspannter die Interaktionen im Winter sind. Und das Beste: Die Wintermonate bieten eine Vielfalt an kreativen und sinnstiftenden Aktivitäten.

Was können wir im Winter gemeinsam tun?

  • Tiere pflegen und versorgen
    Im Winter brauchen unsere Tiere besonders viel Fürsorge und Aufmerksamkeit. Das Striegeln, Füttern und Kuscheln ist für die Kinder eine wertvolle Gelegenheit, Verantwortung zu übernehmen und eine tiefere Bindung zu den Tieren aufzubauen. Diese ruhigen Tätigkeiten fördern nicht nur das Vertrauen, sondern auch das Einfühlungsvermögen der Kinder – sie lernen, wie wichtig es ist, sich für andere Lebewesen zu sorgen und ihre Bedürfnisse zu erkennen.

  • Zweige sammeln und kreativ werden
    Beim Sammeln von Zweigen in der Natur lassen sich spielerisch motorische Fähigkeiten trainieren. Anschließend können die Zweige genutzt werden, um Spielzeug für die Tiere zu basteln oder kleine Futterstationen zu gestalten. So verbinden sich Bewegung an der frischen Luft mit kreativen Erfolgserlebnissen.

  • Handwerkliche Projekte
    Gerade in der Winterzeit, wenn draußen alles stiller wird, kommen kreative Ideen besonders gut zur Geltung. Mit den Kindern gemeinsam Unterstände zu reparieren oder neue Spielmöglichkeiten für die Tiere zu bauen, schafft nicht nur ein Gefühl der Produktivität, sondern auch den Stolz auf das Geschaffene. Die Kinder sehen unmittelbar, wie ihre Arbeit den Tieren zugutekommt, was ihr Selbstwertgefühl stärkt und ein Gefühl von Erfolg vermittelt.

  • Parcours für die Tiere aufbauen
    Ein selbst gestalteter Parcours für die Tiere fordert Fantasie und Teamarbeit. Gemeinsam können Hindernisse gebaut und beobachtet werden, wie die Tiere darauf reagieren. Das Ziel: Die Tiere spielerisch zu fördern und gleichzeitig den Kindern die Möglichkeit zu geben, aktiv und kreativ mitzugestalten.

  • Mit den Tieren spazieren gehen
    Spaziergänge mit Eseln, Kühen, Ziegen oder Schafen regen die Sinne an und schaffen besondere Momente der Achtsamkeit. Für Kinder ist es oft ein Highlight, die Tiere auf ungewohnte Weise zu erleben und selbst Verantwortung zu übernehmen. Dabei können Themen wie Vertrauen und Führung spielerisch vermittelt werden.

  • Weihnachtsgebäck für die Tiere backen
    Eine kreative Aktion mit praktischem Lerneffekt: Gemeinsam kann Weihnachtsgebäck für die Tiere zubereitet werden und überlegt werden, was den Tieren schmecken könnte. Dabei lernen die Kinder, welche Zutaten für die Tiere geeignet sind – und warum Zucker besser weggelassen wird.

  • Christbaum für die Tiere schmücken
    Diese einfache, aber bedeutungsvolle Aktion lässt die Kinder in die Freude am Geben eintauchen. Statt traditioneller Dekorationen für den Baum erfahren sie, wie sie den Tieren durch kleine, liebevolle Gaben eine Freude machen können. Es ist eine wunderbare Möglichkeit, Kindern beizubringen, dass Liebe und Aufmerksamkeit auch in kleinen Dingen liegen können – und das schafft eine besondere Verbundenheit mit den Tieren.

  • Tägliche Aufgaben spielerisch meistern
    Im Winter können die Kinder bei einfachen und altersgerechten Aufgaben mithelfen – wie Heu verteilen, frisches Wasser bringen oder den Stall gemütlich herrichten. Diese Tätigkeiten bieten die Möglichkeit, auf spielerische Weise Verantwortung zu erleben. Viele Kinder genießen das Gefühl, etwas Wichtiges für die Tiere zu tun, und freuen sich über die unmittelbare Rückmeldung: ein zufriedenes Schnauben, ein neugieriges Nasenstupsen oder die entspannte Ruhe der Tiere. So lernen sie ganz nebenbei, wie wertvoll ihre Aufmerksamkeit und Fürsorge sein können. 

Auch der Winter ist eine aktive Zeit

Die Zeit von Dezember bis März wird oft als ruhige Phase angesehen, doch genau das möchten wir ändern. Diese Zeit lädt dazu ein, die tiergestützte Arbeit bewusster zu gestalten und neue Wege auszuprobieren. Mit kreativen Projekten, spielerischen Aufgaben und einfühlsamen Momenten kannst du wertvolle Erlebnisse schaffen – für deine Klienten, deine Tiere und für dich als Fachkraft

Barrierefreiheit für alle – Ein neuer Treppenlift zur Besucherterrasse

Barrierefreiheit für alle – Ein neuer Treppenlift zur Besucherterrasse

Ein kleiner Lift mit großer Wirkung: Dank der Unterstützung von Aktion Mensch ist die Besucherterrasse auf unserem Bauernhof nun für alle Kinder zugänglich, unabhängig von körperlichen Einschränkungen. Die strahlenden Gesichter unserer kleinen Gäste zeigen, wie viel dieser Schritt für sie bedeutet. 

Erfahre mehr über dieses besondere Projekt und wie du uns helfen kannst, noch mehr Barrieren zu überwinden und Kinderträume wahr werden zu lassen. 

Ermögliche Kindern ein unvergessliches Naturerlebnis auf unserem Hof

Ermögliche Kindern ein unvergessliches Naturerlebnis auf unserem Hof

Kinder, die unseren Bauernhof betreten, erleben eine Welt voller neuer Eindrücke. Sie hören das Zwitschern der Vögel, spüren das weiche Fell der Tiere und riechen den Duft von frischem Heu. Für Kinder aus dem Sonderpädagogischen Bildungszentrum Aicher-Scholl-Schule (SBBS) sind diese Erfahrungen besonders wertvoll, da sie ihnen die Möglichkeit bieten, die Natur auf eine spielerische und ganzheitliche Weise kennenzulernen. 

Unser Projekt „Tiere helfen lernen“

Dank der Unterstützung der Baden-Württemberg-Stiftung haben wir die Chance, über eine Crowdfunding-Aktion Kindern regelmäßige Besuche auf unserem Hof zu ermöglichen. Hier steht das Konzept „Learning by doing“ im Mittelpunkt: Die Kinder lernen durch praktisches Erleben, mit allen Sinnen und vor allem mit viel Freude. Es geht nicht nur darum, den Tieren nahe zu sein, sondern auch um ein besseres Verständnis für die Natur und den respektvollen Umgang mit ihr. 

Warum wir auf Unterstützung angewiesen sind

Natur- und tierpädagogische Angebote wie unseres werden leider nicht öffentlich gefördert. Damit wir Kindern von März bis Oktober regelmäßige Besuche auf unserem Hof anbieten können, sind wir auf Spenden angewiesen. Ein Stundensatz von 120 Euro deckt die Kosten für eine begleitende Fachkraft, die Nutzung des Hofs und die Versorgung der Tiere. Jede Unterstützung trägt dazu bei, dass die Kinder eine unvergessliche Zeit auf dem Bauernhof verbringen können. 

Gemeinsam Kindern ein Lächeln schenken

Mit deiner Hilfe können wir es schaffen, diese wertvollen Begegnungen zu ermöglichen. Denn wir sind überzeugt: Nur was man kennt und liebt, schützt man auch. Hilf uns, den Kindern die Tür zur Natur zu öffnen und sie einen achtsamen Umgang mit unserer Umwelt zu sensibilisieren